„Vielfalt“ klingt harmlos und nett. Die „Sexualpädagogik der Vielfalt“ ist aber nicht harmlos. Sie hat eine mehr als problematische Vorgeschichte, ihre Ziele sind intransparent und ihre Praktiken äußerst fragwürdig. Sie ist sowohl geschichtlich als auch in ihrem pädagogischen Ansatz pädophil kompromittiert. 

Der Begründer: ein Pädophilenlobbyist

„Sexualpädagogik der Vielfalt“ steht in der Tradition der sogenannten „emanzipatorischen Sexualpädagogik“, die sie mit dem „Gender Mainstreaming“ kombiniert. Begründer der emanzipatorischen Sexualpädagogik war Helmut Kentler, der wahrscheinlich bedeutendste Pädophilenaktivist der Bundesrepublik in den siebziger Jahren.

Helmut Kentler operierte in einem pädosexuellen Netzwerk, das bis zur Odenwaldschule, zu pro familia, zum Kinderschutzbund und zu weiteren pädagogischen Einrichtungen reichte. Er versuchte u.a. die Forderung nach Abschaffung der Strafrechtsparagrafen 174 (sexueller Missbrauch von Schutzbefohlenen) und 176 (sexueller Missbrauch von Kindern) in der Politik durchzusetzen. Bei der pädophilenfreundlichen Grundausrichtung der Grünen Partei spielte Kentler eine große Rolle. In Berlin hat er mit finanzieller Unterstützung des Senats obdachlose männliche Jugendliche gezielt in die Obhut verurteilter pädophiler Männer geschickt, von denen sie dann missbraucht wurden. Kentlers unheilvolles Wirken wird inzwischen in Studien zur pädophilen Verstrickung der Grünen Partei und der Berliner Senatsverwaltung wissenschaftlich aufgearbeitet. Die von ihm konzipierte Sexualpädagogik ist allerdings weiter im Einsatz.

Der pädagogische Ansatz: Demontage von Grenzen und Schutzräumen zur Freisetzung sexueller Energien

Helmut Kentlers sexualpädagogischer Ansatz steht in der Tradition des Freudomarxismus und des Esoterikers Wilhelm Reich. Durch die aktive Freisetzung sexueller „Lebensenergie“ erhoffte Kentler Impulse auch für eine fortschrittliche, linke Politik. In dieser Perspektive erscheint die sich entwickelnde kindliche Geschlechtlichkeit grundsätzlich nicht als ein Schutzraum, sondern als Stimulations- und Anregungsraum, in dem Möglichkeiten für Experimente und Grenzüberschreitungen geschaffen werden sollen. Sie zielt bewusst auf das Verschieben, Aufweichen oder Aufbrechen der bestehenden Grenzen und Schutzvorrichtungen, die dem bedingungslosen Ausleben sexuellen Begehrens entgegenstehen. Die taz nannte das in einem wohlwollenden Nachruf auf den 2008 verstorbenen Kentler „erlaubende Sexualmoral“. Wir sprechen dagegen von „(Früh)Sexualisierung“. Kentlers pädagogischer Ansatz übernimmt „die Zielvorstellungen, die der pädophilen Propaganda, Pathologie und Charakterstörung zugrunde liegen. Er zielt darauf ab, die Grenze zwischen den Generationen und den Geschlechtern zu überschreiten und ganz abzuschaffen. (…) Das begründet die grundlegende Gemeinsamkeit mit der Pädophilie.“  (Geschlechterforscher Gerhard Amendt)

Das wird besonders deutlich beim Konzept der Sexualpädagogik der Vielfalt zur Prävention gegen Missbrauch. Der Grundgedanke dabei ist, dass die Kinder, indem sie aktiv darin bestärkt werden, „die lustvollen Seiten des Körpers, der Sinne und der Berührungen mit sich selbst und anderen zuzulassen“, ein wachsendes Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein entwickeln sollen, was sie dann auch dazu befähigen soll, auszudrücken, was sie nicht möchten. Indem sie bestärkt werden, „lustvolle Berührungen“ auch mit „anderen“ zuzulassen, sollen Kinder lernen, „Nein“ zu sagen. Was zunächst paradox erscheint, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als typisch pädophile Argumentationsfigur, die Kindern aus Mangel an Einfühlungsvermögen einen erwachsenen Umgang mit Sexualität unterstellt und auf dieser Basis Verletzungen des kindlichen Schamgefühls glaubt rechtfertigen zu können. Mit kritischem Blick auf das Standardmethodenwerk der Sexualpädagogik der Vielfalt warnte der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung Johannes-Wilhelm Rörig vor deren übergriffigen Methoden: „Es ist eine bekannte Täterstrategie, Kinder in Gespräche mit sexuellen Themen zu verwickeln und ihre schützenden Widerstände mit falscher Scham abzutun. Bei Mädchen und Jungen, die Grenzüberschreitungen gewohnt und deshalb desensibilisiert sind, haben die Täter ein leichteres Spiel.“

Der gesellschaftliche Einfluss: Monopolstellung für Kentlers Erben

Die heutigen Protagonisten der Sexualpädagogik führen die von Kentler begründete Tradition unter dem Deckmantel der Vielfalt fort. Kentlers massiven Pädophilie-Lobbyismus reden sie als dessen private Verfehlung schön und sehen sein geistiges Erbe dadurch keineswegs entwertet.

Kentlers Meisterschüler heißt Uwe Sielert. Die beiden waren eng befreundet. Sielert entwickelte Kentlers Ideen ab 1984 in einer von der damaligen Familienministerin Rita Süßmuth eingesetzten Forschergruppe an der Universität Dortmund weiter. Aus dieser Gruppe entstand im Jahr 1988 das Institut für Sexualpädagogik (ISP), das sich seitdem zum führenden Institut für Sexualpädagogik in Deutschland und im deutschsprachigen Ausland entwickelt hat. Es beruft sich noch heute ganz offiziell auf Kentlers emanzipatorische Sexualpädagogik. Unter Führung des Dortmunder Instituts gründeten Träger sexualpädagogischer Angebote 1998 die Gesellschaft für Sexualpädagogik gsp, die heute ihren Sitz an Sielerts Pädagogikinstitut an der Universität Kiel hat. Seit 2008 vergibt diese Gesellschaft das einzige „Qualitäts-Siegel“ für Sexualpädagogen im deutschsprachigen Raum. 2009 schloß sich die Gesellschaft mit ähnlichen Gesellschaften in Österreich, der Schweiz und Südtirol zur „Sexualpädagogischen Allianz“ zusammen. Durch Sielerts unermüdliche Netzwerkarbeit nimmt Kentlers „emanzipatorische Sexualpädagogik“ heute eine monopolartige Stellung bei der Ausbildung von Sexualpädagogen im deutschsprachigen Raum ein.

Inzwischen kann man „emanzipatorische Sexualpädagogik“ auch studieren, und zwar an der Hochschule Merseburg. Dort ist seit 2004 das Institut für Angewandte Sexualwissenschaft (IFAS) beheimatet, das sich der „Implementation emanzipatorischer Konzepte sexueller Bildung in Studium und Lehre“ widmet. Außerdem wurden 2012 vom des Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fünf Juniorprofessuren für Sexualpädagogik in Hamburg, Kassel, Kiel, Merseburg und Münster eingerichtet, die alle von der Sielert-Schule bestimmt sind und „Forschung zu Prävention und Schutzkonzepten“ gegen sexuelle Gewalt gegen Kinder und Jugendliche in pädagogischen Kontexten durchführen sollen.

Sielert arbeitete von 1989 bis 1992 bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) in Köln, also genau zu der Zeit, als der Bundestag Sexualaufklärung zur länderübergreifenden Aufgabe erklärte und in die Hände der BzgA legte. Sielerts bei der BzgA erarbeitete Konzeption von Sexualpädagogik floss über die BzgA auch in die „Standards zur Sexualaufklärung in Europa“ der Weltgesundheitsorganisation (WHO) von 2011 ein. Diese Standards wirken seitdem als Normen der BzgA und der WHO auf die staatlichen Vorgaben zur Sexualpädagogik in Deutschland zurück. Inzwischen ist die Sexualpädagogik der Vielfalt in unterschiedlich starker Dosierung in die Bildungs- und Lehrpläne aller 16 Bundesländer aufgenommen worden. Dies ermöglicht die verstärkte bundesweite Anwendung ihrer hoch umstrittenen Methoden und ebnet sexuellen Interessengruppen bundesweit noch stärker als bisher die Wege, um massiv an die Schulen zu drängen.

Immer wieder gerieten Publikationen von Sielert in die Kritik. Dazu gehört etwa das Buch „Zeig mal mehr“ mit Nacktaufnahmen von Kindern und Jugendlichen, das Sielert gemeinsam mit dem Fotografen Will McBride 1995 publizierte. Es war quasi die Fortsetzung von McBrides hoch umstrittenem Kinder-Nacktfotobuch „Zeig mal“, zu dem Kentler das Vorwort geschrieben hatte. Ein Jahr später brachte Sielert das Buch „Lisa und Jan. Ein Aufklärungsbuch für Kinder und ihre Eltern“ zusammen mit Frank Herrath heraus, ein Buch voller expliziter Illustrationen sexueller Handlungen von Kindern und Erwachsenen und irritierender Ratschläge wie: „Kinder brauchen die Möglichkeit, möglichst unzensierte Intimkontakte mit anderen Kindern aufzunehmen, wenn sie nicht auf die Eltern fixiert bleiben sollen. (…) Wissensvermittlung, die nicht an Erfahrung anknüpfen kann, bleibt unverständlich. (…) So müssen Mädchen etwas bewusster und öfter ermuntert werden, … sich an der Klitoris zu streicheln, um sich selbst Lust machen zu können.“

Trotz alledem stieg Sielert zum gefragten Experten gerade bei den Themen Sexualethik und sexueller Missbrauch auf. Als solcher arbeitete er für die Evangelische Kirche, für den Runden Tisch zur Prävention des sexuellen Missbrauchs des BMBF und im Beirat zu Studien des Deutschen Jugendinstituts.

Die fachliche Weiterentwicklung: Verbindung mit Gender Mainstreaming

Uwe Sielerts „bedeutendste“ Leistung als Theoretiker besteht in der Verbindung von Kentlers Sexualisierungsansatz mit dem Konzept der Identitätsverwirrung, das aus dem Gender Mainstreaming stammt. Nachdem das Prinzip Gender Mainstreaming durch die rot-grüne Bundesregierung unter Gerhard Schröder 1999 in die Bundesverwaltung implementiert worden war, kombinierte Sielert in einem Grundsatzartikel von 2001 beide Ansätze. Sielert nennt dort als wünschenswerte Ziele sexualpädagogischer Arbeit ein aktives Eintreten für die „Vielfalt der sexuellen Orientierung“, d.h. für andere als heterosexuelle Orientierungen, sowie die völlige Dekonstruktion, d.h. die Totalvermeidung einer eindeutigen Geschlechtsidentitätszuordnung. Heterosexualität, Kernfamilie und Generativität, also die Altersgrenzen zwischen den Generationen, will Sielert „entnaturalisieren“. Er behauptet, wenn Pädagogik den Schülern auf irgendeine Weise nahelege, heterosexuell und in Kernfamilien mit leiblichen Kindern zu leben, könne dies eventuell deren Möglichkeit zur selbstbestimmten Lebensführung einschränken.

Die von Sielert geschaffene Mixtur aus emanzipatorischer Sexualpädagogik und Gender Mainstreaming firmiert unter einer verwirrenden Vielfalt von Namen. Zunächst nannte Sielert seine Schöpfung in direkter Fortführung von Kentler „neoemanzipatorische Sexualpädagogik“, jüngst spricht er auch von „kritisch-reflexiver“ Sexualpädagogik. Manchmal werden auch Attribute wie „dekonstruktivistisch“ oder „sexualfreundlich“ benutzt. Am stärksten verbreitet aber ist der Name „Sexualpädagogik der Vielfalt“.

Die Praxis: Ein Blick in das Standardmethodenwerk der „Sexualpädagogik der Vielfalt“

Das Methodenwerk „Sexualpädagogik der Vielfalt. Praxismethoden zu Identitäten, Beziehungen, Körper und Prävention für Schule und Jugendarbeit“ wird von Sielerts Schülerin Elisabeth Tuider und anderen Sexualpädagogen verantwortet, beruft sich ausdrücklich auf Helmut Kentler und den „Mentor“ Uwe Sielert und enthält 70 Anregungen zu Praxisübungen, die sich streckenweise wie Anleitungen zum Missbrauch lesen. In einer „Standortbestimmung“ rufen die Autoren die üblichen Schlagworte der emanzipatorischen Sexualpädagogik und des Gender Mainstreaming auf. Es gehe um eine „lustfreundliche und die Sexualität als positive Lebensenergie bejahende Haltung“ mit dem Ziel der „gesellschaftskritische(n) Befreiung des Menschen“. Schattenseiten der Sexualität wolle man bewusst nicht eigens thematisieren, um nicht die „Polarisierungen von Norm/Abnorm, von positiv/negativ zu zementieren“. Statt dessen sollen lieber diese Einteilungen selbst thematisiert und damit hinterfragt werden. Viele Methoden zielen ausdrücklich auf „VerUneindeutigung“ und „Verwirrung“ von „Sexualitäten, Identitäten und Körpern“. Bei „Körperübungen“ sei eine „vertrauensvolle und sinnliche Atmosphäre förderlich“. Solche Übungen könnten erfolgreich von Personen eingesetzt werden, die von „Körperkontakt im schulischen Kontext“, „vom Lernen durch und über den Körper“ überzeugt sind. Die Übungen sind entsprechend haarsträubend. Bei der Übung „Gänsehaut“ sollen 10-Jährige Kinder nur dünne Kleidung tragen und sich gegenseitig in einem von außen nicht einsehbaren Raum unter Anleitung des Übungsleiters massieren. Mit 15-Jährigen können dann schon ein „Puff für alle“ geplant oder in der Übung „Galaktischer Sex“ erotische Musikstücke inszeniert werden.

Das Buch hat immer wieder große Empörung und zahlreiche Kontroversen ausgelöst. Journalisten haben ihr Unbehagen an den Übungen in zahlreichen Artikeln zum Ausdruck gebracht, siehe etwa Dildos und Liebeskugeln: Soziologin fordert Sexualkunde mit praktischen Übungen, „Puff für alle“ als pädagogisches Stilmittel, Sexualpädagogik hat Grenzen, Schamlos im Klassenzimmer, Unter dem Deckmantel der Vielfalt, Aufklärung oder Anleitung zum Sex?, Was Sie noch nie über Sex wissen wollten, Sexualpädagogik ohne Grenzen, Feigenblatt vorm Gesicht uvm.  Aufgrund der anhaltenden Kritik sind einige Behörden und Politiker schon auf Distanz zu dem Werk gegangen. Die Hamburger Schulverwaltung hat es 2014 von ihrer Empfehlungsliste für Lehrer gestrichen. 2015 distanzierte sich der damalige baden-württembergische Kultusminister Andreas Stoch (SPD) von dem Buch.

Doch letztlich lassen sich solche Übungen nicht verhindern, solange man am Ziel der sexuellen Vielfalt in der Schule festhält. Die Übungen entsprechen exakt dem ideologischen Ansatz der „sexuellen Vielfalt“, der bundesweit in den Bildungsplänen verankert wurde. Bei Tuiders Werk handelt es sich nicht um irgendeine nebensächliche Arbeit, sondern ausdrücklich um das Methoden-Standardwerk der Sexualpädagogik der Vielfalt. Deshalb bleibt das Buch trotz aller Kritik weiterhin eine zentrale Referenz. Demnächst wird es auch vermehrt in Universitäten und Hochschulen bei der Ausbildung des sexualpädagogischen Nachwuchses eingesetzt werden, denn in einem Basis-Curriculum „Sexuelle Gewalt in Institutionen“ für Studierende, das fünf Juniorprofessoren aus der Sielert-Schule im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) entwickelt haben, taucht das Werk unter dem Seminarangebot „Sexualpädagogische Methoden“ prominent in der Literaturliste auf.