Politik

Signal an die eigenen Wähler Söder wirbt heftig für Schwarz-Grün

"Bierzelte allein reichen in einer modernen Gesellschaft nicht aus", sagt Markus Söder.

"Bierzelte allein reichen in einer modernen Gesellschaft nicht aus", sagt Markus Söder.

(Foto: dpa)

Geradezu schwärmerisch spricht Bayerns Ministerpräsident Söder über die Aussicht auf Schwarz-Grün. Eine aktuelle Studie legt nahe: Solche Äußerungen richten sich weniger an die Grünen als an die Wähler von CDU und CSU.

Noch vor wenigen Jahren dienten die Grünen der CSU vor allem als Schreckensbild. Das ist vorbei: CSU-Chef Markus Söder wirbt für Schwarz-Grün als nächste Bundesregierung. Die Große Koalition werde zwar "als Krisenteam akzeptiert", sagte er dem "Stern". Aber viele Bürger hätten Sympathien für Schwarz-Grün. "Es wäre ein spannendes Zukunftsteam, das Inspiration bieten könnte, weil es die ganz große Frage unserer Zeit in den Blick nimmt: die Versöhnung von Ökonomie und Ökologie."

Es ist nicht das erste Mal, dass der bayerische Ministerpräsident ein Bündnis mit den Grünen als erstrebenswert darstellt. "Ich glaube, dass Schwarz-Grün einen großen Reiz hätte", sagte er im Dezember in einem Doppelinterview mit Grünen-Chef Robert Habeck im "Spiegel". Habeck zeigte sich damals deutlich zurückhaltender.

Das Werben um die Grünen ist der vorläufige Endpunkt eines radikalen Kurswechsels, den Söder vor der Landtagswahl in Bayern 2018 vollzogen hatte. Seither umarmt der CSU-Chef auch schon mal Bäume und postet bei Instagram Hunde-Fotos. Im Interview mit dem "Stern" sagt Söder dazu, der Wahlkampf damals sei "so etwas wie eine politische Nahtoderfahrung" gewesen. "Die Bierzelte waren voll, spätabends rief mich der Generalsekretär an. Ich fragte: 'Was machen die Umfragen?' Antwort: 'Schon wieder ein Prozent runter.' Irgendwann dachte ich: Wenn das so weitergeht, bist du am Ende der Ministerpräsident mit der kürzesten Amtszeit in der bayerischen Geschichte. Ich habe deutlich gespürt, dass ich etwas ändern muss. Dass wir uns als CSU verändern müssen. Bierzelte allein reichen in einer modernen Gesellschaft nicht aus. Die Gesellschaft hatte sich viel stärker gewandelt, als wir das in der CSU wahrgenommen hatten. Viele Menschen haben mir das gespiegelt. Und ich habe das angenommen."

Schwarz-Grün gehörte trotzdem nicht gleich zu seinen Lieblingsthemen; nach der Wahl wäre diese Koalition möglich gewesen, Söder entschied sich jedoch für die Freien Wähler. Noch beim politischen Aschermittwoch vor einem Jahr machte er deutlich, dass er von einer Koalition mit der Ökopartei nichts hält: "Ich umarme gerne Bäume, das ist aber auch das einzig Grüne, das ich umarmen will", rief er damals in den Saal.

Viele Unionswähler können sich vorstellen, Grüne zu wählen

Hinter seinem Sinneswandel dürften strategische Überlegungen stecken. Tatsächlich zeigt eine aktuelle Studie der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung, dass Söders Ansatz wohldurchdacht ist. Demnach können sich 25 Prozent der Unionswähler vorstellen, gegebenenfalls auch die Grünen zu wählen. So gesehen sind die Grünen der gefährlichste Gegner von CDU und CSU: Keine andere Partei erreicht unter Unionswählern diesen Wert. Zur FDP tendieren 18 Prozent der Unionswähler, zur SPD 9 Prozent, zur AfD 4 Prozent. "Keine Partei" zu wählen, können sich 33 Prozent der Unionswähler vorstellen.

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(Foto: Konrad-Adenauer-Stiftung)

Anders als etwa der neue CDU-Vorsitzende Armin Laschet, der häufig darauf verweist, dass er in Nordrhein-Westfalen gut mit der FDP zusammenarbeitet, sieht Söder die Liberalen eher nicht als potenziellen Partner. Er verweist im "Stern"-Interview zwar auch auf NRW als Beispiel einer erfolgreichen Zusammenarbeit von CDU und FDP. "Aber grundsätzlich gilt: Weniger Partner machen eine Regierung stabiler als zu viele. Mehr Köche machen den Brei nicht unbedingt genießbarer." Dagegen lobt Söder die Grünen ausdrücklich für ihr Verhalten in der Corona-Krise. Sie seien "ein verlässlicherer Partner als viele andere Parteien" gewesen.

Klar dürfte sein, dass Söder den Anhängern der Union signalisieren will, dass sie nicht die Grünen wählen müssen, um eine klimafreundliche Politik zu bekommen. Er sei der festen Überzeugung, "dass wir beim Klimaschutz noch mehr tun müssen". Man könne "sehr gut ökologische Politik machen, ohne ein Grüner zu sein".

Zu möglichen Ambitionen auf die Kanzlerkandidatur sagt Söder: "Ich bin als Parteichef und Ministerpräsident eigentlich politisch ausbefördert." Die CDU habe in der Frage der Kanzlerkandidatur das Initiativrecht. "Armin Laschet und ich werden sehr gut zusammenarbeiten, ich schätze ihn sehr. Wir werden die Frage gemeinsam besprechen und der gesamten Union einen Vorschlag machen." Dem aktuellen Trendbarometer zufolge liegt Söder in der Rangliste möglicher Kanzlerkandidaten klar vorn.

Quelle: ntv.de, hvo

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