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Sport Lia Thomas

Eine Transgender-Starterin spaltet die Schwimm-Welt

NCAA Swimming: Ivy League Swimming Championship-Finals NCAA Swimming: Ivy League Swimming Championship-Finals
Lia Thomas feiert ihren Sieg
Quelle: USA TODAY Sports/Paul Rutherford
Schwimmerin Lia Thomas gewinnt als erste Transgender-Athletin ein College-Rennen in den USA. Trotz einer Hormontherapie hat sie offenbar physische Vorteile. Ihr Sieg sorgt für heftige Debatten und Proteste.

Schon vor der letzten Wende des Rennens war Lia Thomas auf Siegkurs. Sie drehte sich noch einmal und erhöhte auf der abschließenden Bahn kraulend das Tempo. Thomas schlug bei den US-College-Meisterschaften mit großem Vorsprung als Erste über die 500 Yards Freistil an. Es war kein Sieg wie jeder andere. Das Rennen sorgt in den USA für Furore, denn es war ein historisches: Thomas ist die erste Transgender-Athletin, die einen Titel in der höchsten Kategorie der National Collegiate Athletic Association (NCAA) erringen konnte.

Thomas wurde mit männlichen Geschlechtsmerkmalen geboren, im Alter von fünf Jahren begann sie mit dem Schwimmen. Sie sprang für die Westlake Highschool ins Becken und wechselte 2018 auf die University of Pennsylvania. „Ich habe angefangen, meine Identität in Frage zu stellen. Ich fühlte mich unwohl, hatte keine Verbindung zu meinem Körper“, sagte Thomas zu „Sports Illustrated“. In dieser Zeit begann sie mit einer Hormontherapie.

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Trotz dieser musste sie in der Saison 2019/20 noch bei den Männern antreten. Sie blieb chancenlos und schwamm hinterher. Seitdem die 22-Jährige bei den Frauen startet, zeichnet sich ein ganz anderes Bild, Thomas dominiert im Wasser. Dies sorgt nicht bei allen Beteiligten für Jubel. Thomas‘ Auftritt bei den College-Meisterschaften wurde von Protesten begleitet. Es waren Plakate mit der Aufschrift „Rettet den Frauensport“ zu sehen. Auch die ehemalige Weltklasse-Tennisspielerin Martina Navratilova, die sich als eine der ersten Profisportlerinnen 1980 als lesbisch geoutet hatte, meldete sich zu Wort: „Es geht nicht um sie persönlich. Es geht darum, dass sie als Mann als 200., 300., 400. ins Ziel kam. Jetzt wird sie Erste. Die Regeln müssen geändert werden. Das ist kein fairer Kampf.“

„Ich bin eine Frau wie jede andere im Team auch“

Thomas möchte nicht ausschließen, auch nach ihrer Zeit an der Universität, an Wettkämpfen teilzunehmen. Die Olympischen Spiele in Paris 2024 sind ihr Ziel. „Ich bin eine Frau wie jede andere im Team auch. Ich weiß nicht genau, wie meine Zukunft im Schwimmen aussieht, aber ich würde gerne weitermachen. Ich will schwimmen und an Wettkämpfen teilnehmen, so wie ich bin“, sagte Thomas. Erst im vergangenen Januar hat das Internationale Olympische Komitee (IOC) einen neuen Regel-Katalog verabschiedet, der den Start von Transgender-Athleten bei den Spielen erleichtern soll.

Protests as transgender swimmer Thomas powers to US college crown
Lia Thomas startet als Transgender-Athletin nach einer Hormontherapie bei den Frauen. Eine Entscheidung, die für viel Diskussionsstoff sorgt
Quelle: AFP/JOSEPH PREZIOSO

Bisher mussten trans- und intergeschlechtliche Athletinnen einen bestimmten Testosteronwert unterschreiten, um an Wettbewerben teilnehmen zu dürfen. Dies wurde gestrichen. Statt des für alle Sportarten einheitlichen Testosteronlevels sollen die einzelnen Sportverbände in Zukunft entscheiden, ob Athletinnen oder Athleten einen unfairen Leistungsvorteil hat.

Teamkolleginnen fühlen sich benachteiligt

Thomas geht es vor allem um ihren Sport und darum, mit ihren Starts andere Transgender-Athleten zu ermutigen. „Ich möchte Trans-Kids und jüngeren Trans-Sportlern einfach zeigen, dass sie nicht allein sind. Sie müssen sich nicht entscheiden zwischen dem, was sie sind, und dem Sport, den sie lieben“, sagt sie.

NCAA Womens Championships Swimming
„Nein zu Männern, die als Frauen starten“ - Proteste rund um das Rennen von Thomas
Quelle: AP/John Bazemore

Thomas wird aber weiter gegen Vorurteile und den Vorwurf der unerlaubten Vorteilsnahme ankämpfen müssen. Mehrere ihrer Teamkolleginnen vertreten die Meinung, dass Thomas einen unfairen physiologischen Vorteil besitzt und von der Teilnahme an Wettkämpfen ausgeschlossen werden sollte. Nach dem Rennen erhielt Thomas nur verhaltenen Applaus. „Ich versuche, es so weit wie möglich zu ignorieren, mich auf mein Schwimmen zu konzentrieren und alles andere auszublenden“, sagte sie im McAuley Aquatic Center: „Ich hatte keine großen Erwartungen an diesen Wettkampf. Ich war einfach nur glücklich, hier zu sein.“

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